03 Juni 2014

Rezension: "Klang der Gezeiten" von Emily Bold

Autor: Emily Bold
Erscheinungsdatum: 03. Juni 2014
Seitenanzahl: 264 Seiten
Verlag: Amazon Publishing
Preis: 9,99 €
ISBN: 978-1477824580
Wie leicht einem das große Glück durch die Finger rinnen kann, muss Piper erkennen, als Daniel, der Mann ihrer Träume und Vater ihres ungeborenen Kindes, bei Arbeiten in ihrem Haus am Strand stirbt. Pipers Welt bricht zusammen und all ihre Träume und Hoffnungen werden unter dem Schmerz des Verlustes begraben. 
Um Daniel nahe zu sein, beschließt sie gegen den Rat von Freunden und Familie in das unvollendete Haus einzuziehen. In dieser schwierigen Situation ist ihr Daniels bester Freund Kevin eine große Stütze. Doch gerade jetzt fällt es ihr schwer, mit den tiefen Gefühlen umzugehen, die Kevin für sie entwickelt. 
Im Trost der Wellen versucht Piper ihre Wunden zu schließen und ihren Weg zurück ins Leben zu finden.
(Inhalt und Cover: Copyright Emily Bold)

Emily's neuer Roman „Klang der Gezeiten“ ist vollkommen anders als Ihre Vorgänger. Keine Fantasyelemente, keine Flüche und auch weder Piraten noch ein historisches Zeitalter. Sie wagt sich mit dem Gegenwartsroman auf neues Gebiet. Einzig und allein ihren gut aussehenden und liebenswerten Männern bleibt sie treu und in diesem Buch gibt es gleich drei davon. 

Wo fang ich nur an? In diesem Roman geht es um einen schweren Schicksalsschlag, die Trauer, der Verlust. Es zeigt einem, dass das Leben sich mit einem Mal komplett ändern kann. Piper's Traum von einem perfekten Leben zerplatzt als Daniel stirbt. Sie hatte alles was sie wollte, einen liebenden Mann und sie erwarteten ein Kind. Bis zu jenem Tag, an dem sie allein und schwanger dastand. Der Kampf beginnt. Piper kämpft im Laufe der Geschichte mit ihrer Trauer, den Depressionen und ihren Schuldgefühlen. Sie hatte nur einen Grund sich wieder aufzuraffen und das war das kleine Wunder in ihrem Bauch. Ihre Tochter Amber gibt ihr die Kraft weiterzuleben und die Leser begleiten nun im Laufe der Geschichte Piper durch ihre schwere Zeit. Emily schafft es mit Ihren Worten dem Leser Piper's Trauer erleben zu lassen. 
Es beginnt gleich mit Pipers's Trauer um Daniel. Dann mit den glücklichen Zeiten als Daniel noch am Leben war. Emily schafft es sehr gut, die Gegenwart ohne ihn mit den Erinnerungen von ihm zu verknüpfen. Es ist ein sehr schöner Wechsel zwischen der Vergangenheit voller Liebe, Hoffnungen und Träume und der Gegenwart mit all ihrer Trauer und dem Verlust. Durch diesen Wechsel hat man auch die Chance Daniel richtig kennenzulernen. Man erlebt die glücklichen Momente von Piper und ihm und bekommt ein gutes Bild von seinem Charakter. Er war immer gut drauf, hat sich keine Sorgen gemacht und vor allem, hat er Piper bedingungslos geliebt. Er war nett, liebenswert und ein wenig spitzbübisch … ein perfekter Mann fürs Leben.

Piper's Geschichte wird uns erzählt. Man erlebt alles mit ihr und das hat mich dem Charakter noch näher gebracht, da die Trauer von ihr etwas sehr Intimes ist. Wir haben hauptsächlich die tieftraurige, verzweifelte Piper kennengelernt, nur ab und an wurde es von den Erinnerungen unterbrochen. In Ihren Erinnerungen mit Daniel war sie eine vor Leben sprühende Piper, die ein perfektes Leben vor sich hatte und eine glückliche Zukunft. Beides zerbricht und wir begleiten Piper beim Lesen durch diesen Albtraum. Sie verliert die Liebe ihres Lebens und alle Hoffnungen und Träume zerbrechen. Ihr ganzes Leben wird umgekrempelt und diese Verzweiflung und Hilflosigkeit bringt Emily mit ihren Worten perfekt rüber. Ich habe während des Lesens jedes Gefühl mit Piper geteilt. Sie igelt sich ein, verkriecht sich vor ihren Freunden und ihrer Familie. Auch diese Hoffnungslosigkeit jemals wieder glücklich zu werden beschreibt sie sehr gut. Dabei bleibt es aber nicht. Ganz vorsichtig tastet sich Piper wieder an ihr Leben heran und das dürfen wir auch miterleben und ist so gut beschrieben. Es wirkt einfach passend und nicht zu schnell oder zu übertrieben langsam.

Trotz ihrer Trauer gibt es aber zwei Männer in Pipers Leben. Ihren sexy Nachbarn, Dr. Ewan Palmer und den besten Freund von Daniel, Kevin! Jetzt denkt man vermutlich stöhnend. „Oh nein, nicht der beste Freund, wie klischeehaft“, aber das ist es keinesfalls. Emily hat die Idee sehr gut umgesetzt, sodass sie nicht klischeehaft herüberkommt. Piper war mit Kevin zusammen, bevor sie Daniel kennenlernte. Die beiden verbindet also eine Vorgeschichte und noch dazu eine starke Freundschaft. Während der traurigen Zeit gibt es ein langes Hin und Her zwischen ihnen. Kevins offensichtliche Gefühle aber seine Zurückhaltung machen ihn für mich sofort sympathisch. Er wird von Schuldgefühlen geplagt, weil er die Frau seines besten Freundes liebt. Er ist aber nicht der einzige Kandidat. Neben Kevin gibt es den gut aussehenden Nachbarn, der kein Hehl daraus macht, dass er Piper attraktiv findet und sich mehr mit ihr vorstellen könnte. Seine selbstsichere und unkomplizierte Art trägt auch dazu bei, dass sie etwas aus ihrem Schneckenhaus kommt und wieder anfängt zu leben. Für wenn entscheidet sie sich aber oder versucht sie ohne Mann glücklich zu werden? 
Neben den beiden Männern holt sie vor allem auch die quirlige und energiegeladene Jenna aus ihren Depressionen. Ihre beste Freundin ist ein kleiner Wirbelwind und motiviert sie immer wieder dazu, aus ihrem Kokon herauszukommen und wieder zu leben. Daniel war tot aber nicht Piper. So hart es auch ist, hat sie damit recht und Emily setzt das richtig um. Sie hat genau die richtige Mischung in ihren Roman gesteckt zwischen Trauer, dem neu Anfang, dem Charme des verliebt Seins und ein bisschen Witz fehlt auch nicht. Wie lange gibt man einer trauernden Frau? Ab wann ist es nicht mehr verwerflich, wenn sie sich einen Neuen sucht? Das spielt alles eine Rolle aber hauptsächlich kommt es da auch auf die Einstellung des Lesers ein. Ich fand die Zeit und Dauer jedenfalls sehr realistisch und gut. Piper taste sich vorsichtig an ihr neues Leben ohne Daniel heran. Es geht einen Schritt vor und zwei zurück, manchmal macht sie einen Sprung nach vorne nur, um im nächsten Moment wieder zurückstecken zu müssen. Es ist immer ein Hin und Her und genauso stell ich mir so einen Verlust auch vor. Emily bringt dieses Gefühlschaos in ihr sehr gut zur Geltung. Ihre Liebe zu Daniel aber auch, die zarten Gefühle für einen anderen Mann und die damit verbundenen Schuldgefühle. Ihre Gefühle für Daniel sind immer anwesend und werden nicht einfach vergessen. Er ist immer anwesend. 

Es gibt auch einen kleinen Sonnenschein in Pipers Leben, und das ist ihre Tochter Amber. Die Kleine ist der Hauptgrund, warum sie wieder funktioniert und sich aus ihrer Höhle wagt. Amber wird sehr süß dargestellt. Eben ein kleines Mädchen, dass einem das Herz erwärmt. Sie wird nicht vergessen, sondern ist auch immer an Pipers Seite und rund um die Uhr präsent.

Ein wahnsinnig gefühlvoller Roman über den Verlust eines geliebten Menschen, dem bekämpfen der Trauer und dem Neuanfang. Er ist voller Höhen und tiefen, die man mit dem Hauptcharakter erlebt. Ich habe mich komplett in Pipers Gefühlen verloren und alles mit ihr miterlebt. Mir kamen oft die Tränen und ich musste schwer schlucken. Emily hat die Gefühle so wundervoll beschrieben. Es war eine wirkliche Achterbahn der Gefühle. Was mir ganz besonders gefallen hat, war wirklich dieser Aufbau. Erst der Tod von Daniel, die Verzweiflung, das Langsame überwinden der Trauer – aber nicht ohne Rückschläge – und dann den vorsichtigen Neuanfang. Einfach ein perfektes Buch.

Wertung:

*Liebe Emily, ein ganz großes Dankeschön an dich, dass ich an deiner Geschichte teilhaben durfte. Piper, Daniel, Kevin, Amber und Ewan sind mir in der kurzen Zeit sehr ans Herz gewachsen <3 





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