18 April 2015

[Rezension] "Das Institut der letzten Wünsche" von Antonia Michaelis

Autor: Antonia Michaelis
Erscheinungsdatum: 01. April 2015
Seitenanzahl: 496 Seiten
Verlag: Droemer Knaur
Preis: 19,99 €
ISBN: 978-3-426-65365-4
Die verträumte Mathilda arbeitet für eine Organisation, die sterbenden Menschen ihre letzten Wünsche erfüllt. Ein letztes Mal Schneeflocken spüren mitten im Hochsommer, Maria Callas live erleben oder in einem stillgelegten Vergnügungspark Riesenrad fahren – alles kein Problem, kleine Tricks inbegriffen. Das ändert sich, als Mathilda Birger begegnet. Er wünscht sich, vor seinem Tod noch einmal seine frühere Freundin Doreen und ihr gemeinsames Kind wiederzusehen. Mathilda soll sie für ihn suchen – nur will sie Doreen eigentlich gar nicht finden, denn sie hat sich auf den ersten Blick in Birger verliebt.
(Inhalt und Cover: Copyright Droemer Knaur)

Zu diesem Buch eine Rezension zu schreiben fällt mir absolut nicht leicht. "Das Institut der Wünsche" ist ein besonderes Buch. Es behandelt ein trauriges Thema, was von sehr vielen Menschen gemieden wird. Den Tod. Das Sterben von Alt und Jung an Krankheiten, die nicht mehr heilbar sind. 

Mathilda Nielsen arbeitet im Institut der letzten Wünsche. Ingeborg Wehser gehört das Institut und die beiden Frauen leben für das Institut. Eine Einrichtung, die den Menschen, die in den nächsten 6 Monaten sterben, werden einen letzten Wunsch erfüllen. Egal ob Weihnachten im August, Schnee im Frühling oder eine Reise ans Mittelmeer ... Mathilda und Ingeborg machen es möglich. Mathilda ist ein sehr liebenswerter Charakter, der das ganze Buch auflockert. 25, beinahe Ärztin und sie näht Kindermotive auf ihre Kleidung, um sich na ihre Kindheit zu erinnern oder auch nicht. Mathilda ist ein bisschen verrückt. Während man vieles andere entdeckt, bleibt sie eigentlich ein Geheimnis. Warum sie so ist, wie sie ist. Manchmal war das ganz schön anstrengend ihren verworrenen und springenden Gedanken zu folgen. Immer an ihrer Seite ist ihr Hund Eddie. Ein wirklich niedliches Kerlchen und das verbunden mit Mathildas Eigenart ihn wie einen Menschen zu behandeln kann man ihn nur in sein Herz schließen. Er ist aber auch wirklich immer mit dabei. Ingeborg ist ihre Chefin und eine Freundin. Sie lässt sich eigentlich immer etwas einfallen, um die verrücktesten Wünsche der Klienten zu erfüllen. Sie ist hart aber herzlich. Beim Lesen kam es mir so vor als könnte ihr niemand etwas anhaben und alles würde an ihr Abprallen aber manchmal kam ihre weiche Seite zum Vorschein und man merkte, dass sie auch anders kann. Außerdem hat sie eine sehr schöne sarkastische Art an sich und brachte mich damit immer wieder zum Lachen.


Birger Raavenstein ist ein Klient des Instituts. Er möchte seinen letzten Wunsch erfüllt haben. Seine ehemalige Geliebte Doreen Taubenfänger und sein Kind soll Mathilda suchen. Obwohl Birger sterben wird, hat er eine sehr humorvolle und richtig sympathische Art an sich, die dafür verantwortlich ist, dass man ihn mag. Man kann einfach nicht anders. Mathilda verliebt sich in diesen Mann, der 15 Jahre älter ist als sie und möchte alles tun, um seinen Wunsch zu erfüllen.

Um was geht es in dem Buch? Das ist gar nicht so einfach zu sagen. Das Sterben? Letzte Wünsche? Die Suche nach einer bestimmten Person? Das alles beschreibt nicht annähernd die Vielfalt des Buches. Mathilda sucht Doreen aber nicht vordergründig. Die Suche ist immer ein Teil der Geschichte aber Mathilda und Ingeborg haben auch noch andere Klienten, die ihre Wünsche erfüllt bekommen möchten und gemeinsam begleitet man die beiden Frauen dabei. Immer wieder tauchen liebenswerte Charaktere auf, die bald sterben werden aber trotzdem dem Institut helfen und sich helfen lassen. Eingestellt hatte ich mich auf einen wirklich traurigen Roman, bei dem ich nur mit Taschentüchern und verheulten Augen dasitzen aber das war absolut nicht der Fall. Ab und zu stiegen mir die Tränen in die Augen aber erst zum Schluss konnte ich nicht mehr anders als zu weinen … um Mathilda, um Birger … um die ganze Geschichte. Zwischendrin war die Geschichte nämlich sehr unterhaltsam. Spannend, weil ich wissen wollte, was es nun mit Doreen auf sich hat? Wie geht es mir Birger weiter? Was wird aus dem Institut? Der Junge mit dem blauen Haaren, was ist mit ihm? Immer wieder tauchten Fragen auf, auf die ich eine Antwort haben wollte. Zum Nachdenken regt das Buch auch an, den es gibt eine Zeit, da gerät das Institut in Verruf. Aktive, passive Sterbehilfe, Suizid … all das wird angeschnitten … all das sind ziemlich bedrückende Themen, die in die Handlung eingearbeitet werden. Und dann das Ende. Das Ende hat mich überrascht, weil ich es so nicht erwartet habe. Der fantastische Schreibstil von Antonia Michaelis gibt einem dann den Rest und man fliegt durch die Geschichte. Ich wollte das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

„Das Institut der letzten Wünsche“ ist ein Buch mit vielen Facetten. Bedrückende Themen schweben als graue Wolke über der Geschichte aber immer wieder wird es aufgelockert durch die liebenswerten Charaktere, lustige Sprüche und witzige Szenen. Trotz allem regt es zum Nachdenken an. Nachdenken über das Sterben, den Tod, die Protagonisten und das Institut der letzten Wünsche.

Wertung:



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