07 Januar 2016

[Leif-Interviews] Die bärbeißige Frau Dr. Ingrid Bärbeißer + Gewinnspiel


Hallo ihr Lieben,
ich durfte vorab "Die sieben Tode des Max Leif" von Juliane Käppler lesen und möchte euch das Buch mit anderen Bloggern etwas näher bringen. Damit ihr Max Leif besser kennenlernt, begeben wir uns auf die Suche nach Freiwilligen Protagonisten die sich interviewen lassen.


Vornweg etwas zum Buch. Ich war mir sicher, dass ich so meine Probleme haben würde mit einem Mann als Erzähler aber das war absolut nicht so. "Max Leif" hat mich verzaubert, die liebenswerten Charaktere und der Witz, der sich durch das Buch zieht. Ein Buch fürs Herz und für die Lachmuskeln.


Für mein Interview hat es mich heute an einen Ort verschlagen, an den die wenigsten von uns gern gehen: In eine Arztpraxis. Genau genommen sitze ich im Sprechzimmer von Dr. Ingrid Bärbeißer, ihres Zeichens Allgemeinärztin. Die Schwester am Empfang war so freundlich, mich durchzuwinken, damit ich nicht im Wartezimmer neben all den hustenden und niesenden Leuten hocken muss und mir vielleicht noch eine Erkältung einfange. Zugeben, ich bin ein bisschen aufgeregt, denn mit Dr. Bärbeißer ist nicht so gut Kirschen essen … und da höre ich sie auch schon heranstapfen. Die Gute wirkt ein bisschen gestresst, als sie ins Zimmer stürmt, und ich komme erst mal gar nicht dazu, mich vorzustellen. Als sie sich setzt und den Schreibtisch zunehmend mürrisch nach einer Akte absucht, sage ich ihr meinen Namen, da erhellt sich ihre Miene.

Ach, die Franzi sind Sie und gar keine Patientin! Jetzt hätte ich Sie beinahe behandelt. Na, dann schießen Sie mal los! (lehnt sich in ihrem bequemen Stuhl zurück und verschränkt die Arme)

Vielen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen, Frau Dr. Bärbeißer. Ich sitze hier ja an einem bedeutungsvollen Ort der Geschichte. Erzählen Sie mal, was war Ihr erster Eindruck von Max Leif?

Eine heikle Frage (grunzt amüsiert), und bevor ich darauf antworte, möchte ich klarstellen, dass mir Herrn Leifs Einverständniserklärung vorliegt, ohne die ich wegen meiner Verschwiegenheitspflicht nicht antworten dürfe. Also, es war so, dass Herr Leif zu mir kam, in der Annahme sich mit einer tropischen Seuche infiziert zu haben. Diese bezeichnete er inkorrekterweise als Ttsetse-Seuche – ein nicht existenter Begriff. Ich nahm an, Herr Leif nimmt mich auf die Schippe, dies auch, weil er alkoholisiert war. Erst bei seinem zweiten Besuch wurde mir klar, dass er unter einer somatoformen Störung leidet (räuspert sich, als ich sie fragend anschaue) … also unter Hypochondrie.


Würden Sie mir und den Lesern bitte erklären, was genau ist ein Hypochonder ist und wie häufig haben Sie mit solchen Menschen zu tun?

Ein Hypochonder ist jemand mit einer zumeist ausgeprägten Angst, an einer ernsthaften Krankheit zu leiden. Dies immer ohne Befund, häufig auch ohne konkreten Anlass. Herr Leif hatte wohl jeweils einen Anlass, allerdings immer äußerst ungewöhnlich reagiert. Auf jeden Fall fand er sich im Verlauf der Hypochondrie häufig in meiner Praxis ein … wie es auch meine anderen Hypochonder tun. Ich habe mehrere solcher Kandidaten, zurzeit etwa zehn aus dem festen Patientenstamm, die mich mehrmals im Jahr besuchen. Hinzu kommen die Hypochonder, die ihren Hausärzten nicht glauben und eine zweite, dritte oder fünfte Meinung von mir wollen. Die Tendenz der Hypochondrie ist allgemein steigend. 

Ganz ehrlich, womit hat Max Leif Sie am meisten geärgert?

(Miene verfinstert sich wieder etwas) Das kann ich Ihnen ganz genau sagen, Franzi. Am meisten aufgeregt habe ich mich, als er mich mit dem Eid des Hippokrates zu erpressen versucht hat. Dieser Eid ist ein Schwur, den jeder Arzt ablegt und mit dem er gelobt, alles ihm Mögliche zu tun, um eine Heilung herbeizuführen beziehungsweise überhaupt zu handeln. Das fand ich schon sehr dreist, als Herr Leif mit damit kam. Zudem an einem Samstag.

Und gab es einen Moment, als Sie von ihm positiv überrascht waren?

Überrascht hat er mich so einige Male, wie Sie sich vorstellen können – positiv war kaum ein Moment davon. Irgendwann, als er mal wieder dort saß, wo Sie jetzt sitzen, war ich zwar auf die verrücktesten Sachen eingestellt, aber Herr Leif hat es stets geschafft, meine Erwartungen zu übertreffen. Die größte Überraschung hat er mir allerdings am Ende bereitet. 


Sprechen wir über diese sogenannte PEG-Lösung, die Sie Max verordnet haben. Sie müssen gewusst haben, was passiert. Warum haben Sie ihn nicht vorgewarnt?

Er hätte doch googeln können (lacht hämisch). Nein, ernsthaft, hätte ich Herrn Leif angekündigt, was passiert, wenn er fünf Liter davon getrunken hat, dann hätte er das Zeug nicht angerührt und die Untersuchungen hätten nicht durchgeführt werden können. Ich bin ja nicht davon ausgegangen, dass er überhaupt einen Liter schafft, so leidig, wie er war … (pausiert, weil sie schon wieder lacht, spricht japsend weiter) Tut mir ja echt leid, wie er da gelitten hat, der arme Herr Leif. Da muss man durch als Lurch!


Als Max vor Ihnen saß und überzeugt war, sich mit HIV infiziert zu haben. Was ist da in Ihnen vorgegangen?

Das war der Moment, in dem mir klar wurde, dass ich es mit einem Hypochonder zu tun habe. Schon seine ganze Aufmachung war spektakulär … die Sonnenbrille, das tief ins Gesicht gezogene Basecap, das Tuch vor Mund und Nase … das alles bei dreißig Grad vor dem Fenster. Beinahe hätte ich das lustig gefunden, beinahe nur. Ich habe überlegt, wie ich die Biege bekomme mit diesem Kerl, aber da war er doch schon mittendrin in der Misere. Natürlich, ein HIV-Test war nötig, aber es hätte mich überrascht, wenn er danach Ruhe gegeben hätte.


Sie deuteten eben an, dass Max die PEG-Lösung hätte googlen sollen. Wie ist Ihre Meinung zu Menschen, die Dr. Internet um Rat fragen? Verschlimmern die Patienten ihre Probleme dadurch nur?

Absolut. Ginge es nach mir, dann sollte man diese Gesundheitsforen, auf denen vermeintliche Ärzte unterwegs sind und Patienten beraten, abschaffen. Wer ein Leiden hat, sollte zu einem richtigen Arzt vor Ort gehen, sich untersuchen lassen. Nur so kann geholfen werden, nur so ist ein Verdacht auszuräumen oder zu erheben. (grummelt verärgert) Und diese restlichen online Plattformen, auf denen Hinz und Kunz ihre Wehwehchen wie Marktschreier publik machen und Besserwisser herumschlaumeiern, die sollten … (winkt ab) Lassen wir das. Natürlich werden hypochondrische Probleme dadurch verschlimmert.


Sie haben Max in die Neurologie eingewiesen. Ist es üblich, teure Untersuchungen anzuordnen, obwohl Sie wissen, dass der Patient nicht unter dem leidet, was er vermutet?

Spielen Sie damit auf Herrn Leifs von mir verordnetem Aufenthalt in der Neurologie an? (betrachtet mich aus zugekniffenen Augen) Diese Verordnung war durchaus notwendig, denn er hatte ohne Zweifel ein Problem (entspannt wieder und weist auf ihre Stirn) … da im Oberstübchen. Mit den Dingen, die er so gesehen hat oder zu sehen glaubte, hätte ich ihn keinesfalls weiter draußen herumlaufen lassen können. Außerdem ist Herr Leif privat versichert und muss für alle Leistungen in Vorkasse gehen. 


Frau Dr. Bärbeißer, jetzt einmal Hand aufs Herz. Hat sich Ihr erster Eindruck von Max Leif zum Ende hin verbessert?

Anfangs war mir Herr Leif nur suspekt. Schließlich hatte ich ihn nie zuvor in der Praxis gesehen, und seine Akte, die ich von meinem Vorgänger übernommen hatte, war so gut wie leer. Jahrelang hatte er keinen Arzt gebraucht. Und dann sowas … den letzten Nerv hat er mir geraubt, indem er meine Kompetenz zwar ständig in Frage stellte, aber immer wieder angeschissen kam. (schüttelt den Kopf und lächelt milde) Aber ich habe ihn lieb gewonnen. Er ist schon ein sehr besonderer Patient, dem ich das Beste wünsche. 

Herzlichen Dank, Frau Dr. Bärbeißer, für Ihre offenen Antworten. 

Sehr gerne, Franzi (steht auf und begleitet mich zur Tür) Bleiben Sie schön gesund! Sie wissen schon, ein Apfel pro Tag … 






"Die sieben Tode des Max Leif"

von Juliane Käppler

Klappentext:

Max lebt auf der Überholspur. Ganz unerwartet wird er ausgebremst, vom Tod höchstpersönlich. Der holt sich seinen besten Freund, und Max weiß einfach: Er ist der Nächste. Das plötzliche Fieber kann nur eine HIV-Infektion bedeuten, und der Husten muss Lungenkrebs sein. In Erwartung seines baldigen Ablebens verkauft Max sein Unternehmen und trifft weitere Vorkehrungen, doch einfach so sterben ist nicht drin. Zuerst muss er das Unrecht, das er Maja einst tat, wieder gutmachen und will ihr einen Traum erfüllen. Als Maja sein Geschenk zurückweist, plagen Max rätselhafte Herzbeschwerden – garantiert die Vorzeichen eines Infarkts. Oder doch „nur“ Liebeskummer?
(Cover und Inhalt Copyright by Droemer Knaur Verlag)





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Hand aufs Herz, hast du selber schon einmal Dr. Internet befragt?


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