26 Oktober 2016

[Rezension] "Liebe, Zimt und Zucker" von Julia Hanel

Autor: Julia Hanel
Erscheinungstermin: 09. September 2016
Seitenanzahl: 416 Seiten
Verlag: Ullstein Verlag
Preis: 9,99 €
ISBN: 9783548287881

Wenn das Leben dir nur schwarzen Kaffee gibt, frag nach Zimt und Zucker!

Marit zieht für ihre große Liebe extra von Hamburg in die Kleinstadt. Doch dann verlässt Tobias sie von einen Tag auf den anderen und Marit steht vor dem nichts. Spontan nimmt sie einen Job im Coffeeshop an, was eigentlich so gar nicht ihr Ding ist. Und während sie sich mit ihrem dauerentspannten Kollegen Moritz und den anderen skurrilen Kleinstadtbewohnern herumschlägt, tritt plötzlich ein ganz neuer Mann in ihr Leben. Als sie im Coffeeshop einen USB-Stick findet, macht sie sich auf die Suche nach dessen Besitzer. Mit Julian hat sie zunächst nur per E-Mail Kontakt, doch Marit merkt, dass sie mehr möchte. Von Julian, vom Leben.
(Cover und Inhalt Copyright by Ullstein Verlag)

"Liebe, Zimt und Zucker" ist der perfekte Roman für Kaffeejunkies. Es startet mit einer typischen Coffeeshopszene. Zwar sind wir hinter dem Tresen, aber trotzdem kennt man den Typ Mensch. Julia Hanel schafft in dem Altberger Coffeeshop eine richtig schöne Atmosphäre, die man dort auch erwartet.

Marit macht den größten Fehler ihres Lebens. Kaum ist sie mit dem Studium fertig, bricht sie alle Zelte in Hamburg ab und macht sich auf den Weg nach Altberg, zu der Liebe ihres Lebens. Nur leider will er sie nicht mehr und sie steht nun alleine da. Für Sie bricht eine Welt zusammen und nur durch ein nettes Paar hat sie einen Platz zum Schlafen und einen Job. Meine Sympathie für Marit schwankte immer mal wieder. Im einen Moment tat es mir unheimlich leid, das sie so plötzlich von ihrer Wolke 7 gestürzt ist und nun ohne alles dasteht, im nächsten Moment konnte ich nicht nachvollziehen, warum sie immer noch in Altberg rumsitzt und nicht wieder nach Hamburg geht. Sie selbst betont immer mal wieder, dass sie nichts dort hält. Wenn sie nicht immer ihre Momente hätte, in denen sie in Selbstmitleid zerfließen würde, wäre ich schneller mit ihr warm geworden. Erst als sie soziale Kontakte knüpfte, ausging und ihren E-Mail-Kontakt mit Julian intensivierte, blühte sie auf. Ich mochte ihre fürsorgliche Seite, die sie bei Emil zeigte, ihre verzeihende Seite bei Tessa und ein Highlight waren immer wieder ihre Kabbeleien mit Moritz.


Moritz war für mich das Highlight im ganzen Buch. Der zuerst mürrische und launische Charakter hielt sich anfangs im Hintergrund. Nach und nach trat er dann aber in den Vordergrund, kabbelte sich mit Marit und vor allem lies er immer wieder eine sehr liebenswerte aber auch verletzliche Seite hervorblitzen. Moritz ist vom Aussehen her ein Bad Boy Charakter aber in ihm steckt viel mehr und diese Seite lernen wir mit Marit gemeinsam kennen. Es gab aber noch einige Charaktere, die die Geschichte auflockerten. Der liebenswerte Emil, der in Marit, dass Gesicht seiner einstiegen Liebe sieht, die aufgeweckte und engelsgleiche Tessa, die Marit aus ihrem Trott reißt, ohne zu wissen, dass sie eigentlich Feinde hätte sein können und auch Tom mit seinen ehrlichen Sprüchen, der seine Freunde immer wieder in Verlegenheit bringt. Es gibt auch noch Julian. Mr. J. A. Der Mann, dessen USB-Stick Marit findet und eine E-Mail-Freundschaft mit ihm aufbaut. Bei Julian hätte ich mir mehr Charakter gewünscht. In seinen E-Mails war er so gewitzt und sympathisch aber Live war er eine Enttäuschung. 

Marit, die in Selbstmitleid badet und ihrem Wurstkönig hinterhertrauert und ein mehr als trostloses Leben führt, zieht die Stimmung anfangs etwas herunter. Es dauert auch eine kleine Weile, ehe sich daran etwas ändert und die Geschichte interessanter wird. Das trostlose Leben von Marit zieht sich und dadurch wurde der Anfang der Geschichte langatmig. Das änderte sich erst, als Tessa ins Spiel kommt und sie durch ihre Freundschaft Marit ein bisschen aus ihrem Loch zieht. Die Beziehung zu Moritz wird intensiver, sie kommt auch mal raus und das bringt wieder Leben in die Geschichte. Was mich beim Lesen manchmal behindert hat, waren die Beweggründe der Protagonisten. Manche Reaktionen waren mir nicht verständlich und manchmal fehlte mir ein bisschen Hintergrundwissen bzw. hätte ich einfach gerne mehr erfahren z. B. bei der Geschichte um Marie-Louise.

"Liebe, Zimt und Zucker" ist eine sanfte Geschichte mit einer Prise Humor. Bei Marit schwankte die Sympathie bis zum Schluss, aber Moritz als Herzenscharakter sorgt dann dafür, dass man weiterlesen möchte, um weiter hinter seine Fassade zu blicken und ihn besser kennenzulernen. Trotz ein paar Ecken und Kanten sorgt es für eine schöne Lesezeit. Und nicht vergessen beim Lesen einen Latte und Zimtschnecken bereitzustellen.

Wertung:


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