18 September 2015

[Rezension] "Zwei fürs Leben" von Julia Hanel

Autor: Julia Hanel
Erscheinungstermin: 08. Juni 2015
Seitenanzahl: 304 Seiten
Verlag: Ullstein
Preis: 8,99 €
ISBN: 9783548286723

„Du musst es ihnen sagen!“ „ Was soll ich ihnen denn sagen? ‚Ich höre Stimmen‘? Dann komme ich hier nie wieder raus.“ „Eine Stimme.“ „Was?“ „Du hörst nur eine Stimme. Meine.“ „Klar, das ändert natürlich alles. ‚Herr Doktor, ich höre eine Stimme seit dem Unfall‘, ‚Ach, nur eine? Na dann …‘ „Das ist nicht witzig.“ Nein, dachte ich, es ist nicht witzig, plötzlich aufzuwachen und eine Stimme in seinem Kopf zu hören, die einem fremden Mann gehört.

Als Anni nach einem schweren Unfall im Krankenhaus erwacht, hört sie eine fremde Stimme in ihrem Kopf. Sie gehört zu Ben, einem jungen Architekten, der behauptet, im Koma zu liegen und ihre Gedanken zu hören. Anni ist skeptisch. Doch am nächsten Tag ist Bens Stimme wieder in ihrem Kopf. Und am übernächsten auch. Schon bald werden die Gespräche mit Ben, die mal witzig und mal nachdenklich sind, zum Höhepunkt ihres Tages. Obwohl sie einander noch nie gesehen haben, kommen sich Anni und Ben immer näher. Zu nah, denn beide sind in festen Beziehungen. Trotzdem lässt sie die Stimme des anderen nicht mehr los, und Anni beginnt sich zu fragen, ob man sich wirklich in einen Unbekannten verlieben kann ...
(Cover und Inhalt Copyright by Ullstein Verlag)


"Zwei fürs Leben" ist ein besonderes Buch. Eine Geschichte, mal etwas anders geschrieben.

In diesem wunderbaren Buch geht es um Ben und Anni. Zwei Menschen, die auf einem kuriosen Weg zusammenfinden. Beide haben unabhängig voneinander einen Unfall und beide liegen im Krankenhaus. Was sie verbindet, sind Ihre Gedanken, denn Anni hört plötzlich eine Stimme in ihrem Kopf. Diese Stimme stellt sich als Ben vor. Ben, der irgendwo in einem Krankenhaus im Koma liegt.

Die Beiden können sich immer mal wieder in Gedanken unterhalten. Sie erleben Hoch und Tiefs und Freunden sich immer mehr an. Es gibt zwar auch genügend Streitigkeiten zwischen den Zweien aber jeder bemerkt auf seine Art, was sie sich wirklich bedeuten. Ein Hindernis gibt es nur. Das reale Leben. Das Leben außerhalb ihrer Köpfe. Das Leben in dem sie niemanden von der Stimme erzählen wollen.

Anni ist ein sehr liebenswerter Charakter und es viel mir sehr leicht sie ins Herz zu schließen. Sie ist Lektorin in einem kleinen Fantasyverlag. Mit dem Job ist sie unglücklich und macht sich ständig über ihre schrägen Kollegen und die grottenschlechten Manuskripte lustig, mit denen sie zu tun hat. Obwohl sie damit nicht zufrieden ist, findet sie auch nicht den Mut etwas zu ändern. Außerdem ist Anni in einer glücklichen Beziehung mit Hannes.


Ben ist Architekt und eigentlich mit Becky verheiratet. Seine Frau hat ihn aber verlassen, woraufhin er sein Leben einfach hingeworfen hat und deshalb auch im Krankenhaus landete. Ohne Frau und mit einer kleinen Schwester, für die er das Sorgerecht hat, war er sehr unzufrieden mit seinem Leben und badete ein bisschen in Selbstmitleid. Seine lockere und witzige Art hat das aber wieder gut ausgeglichen. Ich mochte ihn sehr, weil er trotzdem sehr einfühlsam Anni gegenüber war.

Obwohl es in der Geschichte eher um die Gespräche und die Entwicklung zwischen Anni und Ben geht, habe ich auch einen ganz guten Eindruck von Hannes bekommen. Dasselbe hätte ich mir aber auch gern für Becky und Lilly gewünscht. Die beiden waren für mich einfach nicht greifbar, obwohl Ben einiges über Becky erzählt hat. Was mir auch sehr gefehlt hat, war Hintergrundinformationen zu Ben und Anni. Man hatte die Gespräche und auch ein paar Eindrücke vom Leben. Meinem Gefühl nach mehr bei Anni als bei Ben. Mir hat dadurch ein bisschen Tiefe in den Charakteren gefehlt.

Der Schreibstil ist schon etwas Besonderes. Die Gedankengespräche sind voller Sarkasmus und Witz, werden dann aber auch mal ernster und aufbauend. Es wurde mir nie langweilig die Gespräche zu lesen. Es gibt auch Episoden dazwischen. Geschehnisse und Erinnerungen zwischen den Gedankengesprächen und diese waren manchmal zeitlich nicht ganz einfach einzuordnen und so informativ wie ich es mir gewünscht hätte aber man hatte immer eine gute Überleitung zum nächsten Gespräch. 



"Zwei fürs Leben" ist eine sehr unterhaltsame Liebesgeschichte. Zwei Fremde, die auf wundersame Weise in Gedanken miteinander sprechen können. Keiner weis, woher es kommt ... aber mit viel Witz, Sarkasmus, Einfühlsamkeit und auch guten Ratschlägen entwickelt sich eine tiefe Freundschaft zwischen den beiden. Eine Freundschaft und mehr. Ich hatte viel Freude beim Lesen und kann diese besondere Geschichte nur jedem weiterempfehlen.

Wertung:


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